60 Jahre Fastnachtsbeerdigung: Bilder, Geschichte und Modalitäten

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In diesem Jahr fand zum 60. mal die Fastnachtsbeerdigung statt, welche die Jungschützen in Ellwangen eingeführt haben. Nach dem Abmarsch der Trauergemmeinde am alten Kino, ging der Trauerzug durch die Marienstraße, Spitalstraße zum letzten mal hinauf auf das Podium am Marktplatz. Nach der Festrede zum Abgang unseres Freundes, wurde er mit dem Abschiedslied zur Fastnacht verbrannt.
Hier ein paar Eindrücke mit Bildern und danach die Geschichte der Entstehung und die Modalitäten:

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Entstehung

An einem Fastnachtsdienstag im Jahr 1952 hatte Robert Dengler, damaliger Kinobesitzter und selbst Mitglied der SGi ,die Jungschützen zu einer Abendvorstellung ins Lichtspielhaus (heute Tanzschule Rühl) eingeladen. Nach der Vorstellung gingen die Schützen im Kandelmarsch die Marienstraße hinunter und weiter bis zum Fuchseck. Dort fanden sie einen Kuttereimer vor, der mit Resten der Fasnachtsdekoration voll gestopft war.
Auf einen spontanen Einfall hin "beerdigte" die Gruppe unter Führung von Bruno Saupp und Julius Werkmann den Kuttereimer, nebst Inhalt, –  den Resten der Fastnacht.
Ab 1953 war dann aus der spontanen Idee ein kleines Ritual geworden, die Fastnacht am Dienstag zu beerdigen. Den Pfarrer stellte in den ersten Jahren Bruno Saupp dar, bevor Hans-Karl Stengle bis ca. 1986 übernahm.

Teilnehmer

Die Teilnehmer treffen sich am oberen Ende der Marienstraße vor dem ehemaligen Lichtspielhaus, um dann mit einem Trauermarsch in die Stadt einzuziehen, bis zum Markplatz auf das Podium hinauf. Dies war im Jahr 2013 das letzte mal. 
Am Anfang traf man sich vor dem Abmamarsch im Germania, später im Cafe Schimmel, heute in der Kanne.

Die Gruppe besteht aus:
– Fahnenträger
– Trommler
– Pfarrer
– Sargträger
– Kuttereimer mit Fastnachtsdeko nebst Träger (mit Benzinkanister)
– Fackelträger, je 3 links und rechts vom Sarg
– Trauerndes Volk: zuest Männer, dananch Frauen

Hinzugekommen sind mit den Jahren dann noch die Figuren wie der Archibald (damals Rudi Burkhard, heute Sabine Berhalter, geb. Burkhard), der mit einem 3-armigen Kerzenleuchter dem Sarg vorn her geht und dem Pfarrer beim Verlesen seiner Trauerrede einleuchtet.

Der ursprüngliche Gedanke des Zuges durch die Stadt war ein Trauezug, wie es üblich war, wenn eine Leiche nach St. Wolfgang überführt wurde. Deshalb auch die Vorschrift für die Teilnehmer des Trauerzuges, schwarze Kleidung, eine ernste Miene und würdiges Einherschreiten.

Traditionell wird die Trauegemeinde aus dem Kreis der Schützengilde gestellt, seit Beginn der 90er sind auch andere Teilnehmer willkommen, sofern sie sich an das Reglement halten.

Ausstattung

Neben dem Pfarrer, der seine Trauerrede vorträgt, wird zur Beerdigug ein ca. 2,8m langer Sarg aus Holzlatten gezimmert, der mit Stoff bespannt und mit Holzwolle gefüllt ist. In einem Kuttereimer werden Fastnachsgirlanden und -bendel mitgefürt.

Ablauf

Nach dem Einzug der Trauergemeinde auf dem Marktplatz, begibt man sich auf das Podium, die Trauergemeinde stellt sich ringsum auf, der Sarg wird in der Mitte abgestellt.
Auf das Kommando "Übergebt Euch" wird der Inhalt des des Kuttereimers über den Sarg verteilt. Dann trägt der Pfarrer seine Trauerrede vor, es folgt die Litanei mit der Aufzählung der schönen und weniger schönen Ereignissen der Fastnachtszeit und des vergangenen Jahres. Die Trauergemeinde antwortet darauf mit "Sche isch`s gwest", "nix isch`s gwest" und "nächst Johr wieder". Nach Abschluss der Litanei wird der Sarg mit Benzin übergossen, mit den Fackeln entzündet und von der Trauergemeinde wird der Leichengesang angestimmt.

Pfarrer waren:

– Bruno Saupp
– Hans-Karl Stengle (an 1956, ca. 30 Jahre lang)
– Rolf März ( 2-3 mal, bis ca. 1990)
– Andreas Veit
– Josef Klozbücher (Oberschützenmeister)
– Joachim Eiselt (Oberschützenmeister, Pfarrer seit 1996)

Fastnachtsbeerdigungs-Gesang,  Text Herbert Maurer
Nach der Melodie des Liedes "Ganz Paris träumt von der Liebe" nach der Originalfassung Cole Porter aus dem Musical "Can-Can", deutsche Interprätation Katarina Valente 1954.

Narren ringsum laßt Euch sagen
höret zu und schweiget still
Fastnacht wird zu Grab getragen
aus ist nun das Narrenspiel.
Fastnacht war ein tolles Fest
Alles wieder voll gewest.

Ein gut' Leben heißt nun führen
ganz sich der Beschauung weihn'
um das tun zu kontrollieren
bleiben wir schön brav daheim.
Bis nächst Jahr ihr lieben Leut'
wiederum zu Fastnacht-Zeit.