Vereinschronik

1421-1607

In dem überliefertem Gründungsjahr “1421“ war Ellwangen eine Fürstpropstei, in der der Fürstpropst als Reichsfürst der Landesherr war. Und als Geistlicher hatte er die kirchlichen Rechte eines Bischofs.
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einem Ladbrief, den die “Schießgesellen gemeindlich der Stadt zu Ellwangen“ dem Bürgermeister, dem Rat und den Schießgesellen der Nachbarstadt Nördlingen zuschickten. In diesem Brief am 7. September 1439, der sich im Nördlinger Stadtarchiv befindet, laden sie auf „Sonntag vor Sankt Michaelistag“ (27. Sept.) zu einem Armbrustschießen ein. Als erster Preis wurde ein “guter Ochse“ ausgelobt.

Die Ellwanger Schützen zeigten bald auch auswärts ihr Können, so 1464, 1490, 1513 in Nördlingen, 1471 und 1509 in Augsburg und 1477 in Nürnberg.
Im Jahre 1493 traten in Ellwangen zum ersten Mal Armbrust- und Büchsenschützen nebeneinander auf.
Mit Beginn des 17. Jahrhunderts wurde nur noch mit der “Ziel- und Birschbüchse“ geschossen.

Die Schießstätte lag vor den Toren der Stadt. Es war der “Schießwasen“. Diese Namensgebung ist heute noch existent.
Ende des 15. Jahrhunderts schlossen sich die Armbrust- und Büchsenschützen zu einer religiösen Bruderschaft der “Sebastiansbruderschaft“ zusammen.

War die Schützengilde bis dahin eine Vereinigung zur Pflege des Schießens, so änderte sich dies im 17. Jahrhundert. Der Fürstpropst erkannte die militärische Bedeutung der Schützenvereinigung und erließ 1607 eine erste Schützenordnung, die die Schützen einer strengen Disziplin unterwarf. So waren zum Beispiel an jedem zweiten Sonntag pflichtmäßige Schießübungen angesetzt und “Alle“ die dazu tauglich waren, wurden zum Schießen angehalten.
Auch wurde eine “Schießsteuer“ erhoben, von der nur “alle Armen, Witiben, auch Untertanen so 50 Jahre alt“ befreit waren.

1800 – 1900

Die Säkularisation von 1802/03 war das Ende der Fürstpropstei. Der bis dahin eigene Staat kam zum Königreich Württemberg. Die Schützenvereinigung gab sich von da an den Namen “Bürgerliche Schützengesellschaft von Ellwangen“.
Nach den Unruhen im Revolutionsjahr 1848 ist das Interesse am Schützenwesen erfreulich gestiegen.
1867 wurde mit Hilfe der Stadt ein Schießhaus mit Scheibenständen gebaut. Allerdings waren Scheibenstände und Schießhaus bald wieder erneuerungsbedürftig. Am 3. Mai 1880 wurde die erneuerte Anlage in Betrieb genommen. Damit war die Voraussetzung geschaffen für einen Aufschwung in der Gilde.

Im Winter 1881 wurde das Zimmerstutzenschießen eingeführt und auch eine einheitliche Schützentracht angeschafft.
Am 11. und 12. Mai 1890 fand in Ellwangen das erste Gauschießen des Mittelschwäbischen Schützenverbandes statt, das viele Schützen besuchten und ein großer Erfolg war. Drei Jahre später, am 28. und 29. Mai 1893,war das 4. Festschießen des Mittelschwäbischen Schützenbundes in Ellwangen, an dem 53 Schützen teilnahmen. Das achte Gauverbandsschießen zu Ellwangen war am 20. und 21. Mai 1900, ­das aber, so stets im Protokollbuch trotz eines prächtigen Gabentempels, wenig auswärtige Schützen nach Ellwangen führte.
Mit beachtlichem Erfolg beteiligten sich die Mitglieder der Ellwanger Gilde am “Deutschen Bundesschießen“, so 1865 in Bremen, 1890 in Berlin und 1900 in Dresden.
Das Ansehen, das die Gilde um die Jahrhundertwende genoss, spiegelte sich in der stets steigenden Mitgliederzahl um 1900 zählte sie 90 Mitglieder.

1914-1945

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges erlosch der Schießbetrieb fast ganz. Die Schießstätte wurde während des Krieges von Soldaten benützt.
Nach dem Krieg zeigte die Gilde jedoch bald wieder reges Leben. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 143.

1921 feiert die Schützengilde ihr 500-jähriges Bestehen verbunden mit dem 22. Gauverbandsschießen des Mittelschwäbischen Schützenverbandes, das vom 6. bis 8. August in Ellwangen stattfand. Die Beteiligung war sehr groß. Allein auf die beiden Festscheiben, die heute noch im Besitz der Schützengilde sind, konnten sechzig Ehrengaben verteilt werden.

Als bleibendes Werk dieser Jubiläumsfeier blieb die verfasste Festschrift, die für die Geschichte der älteren Zeit der Gilde von großer Bedeutung ist.
Die 500-Jahrfeier gab der Gilde weiteren Aufschwung. Danach wurde das Kleinkaliberschießen eingeführt und ein neuer Feldstand gebaut. 1928 wurde die Errichtung eines beheizbaren Aufenthaltsraumes beschlossen.

Dem Dritten Reich musste auch die Schützengilde ihren Tribut zollen. Bereits das Eröffnungsschießen am 30. April 1939 stand ganz im Zeichen der nationalen Erhebung, wie es das Protokollbuch festhält. Die Einheitssatzung des Deutschen Reichsbund für Leibeserziehung musste übernommen werden. Ferner wurde bestimmt, dass alle schießsporttreibenden Vereine künftig hin Wettkampfschießen mit Groß- und Kleinkalibergewehren durchführen müssen. Aus diesem Grunde einigte man sich in Ellwangen auf einen Zusammenschluss der Schützengilde und des Kleinkaliberschützenvereines zum 1. April 1937.
Das letzte schießsportliche Ereignis vor dem zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) war das 33. Mittelschwäbische Kreisverbandsschießen am 27. und 28. Juli 1935 in Ellwangen, an dem sich mehr als 300 Schützen beteiligten.
Vom Sommer 1944 an musste der Schießbetrieb eingestellt werden. Die Schießanlagen wurden durch das Militär dauernd beansprucht.

Schlimm traf es die Schützengilde am Kriegsende 1945. Plünderer drangen ins Schützenhaus ein und raubten und zerstörten die Einrichtung. Durch Gesetz der Militärregierung wurde die Schützengilde verboten. Das Schießhaus wurde enteignet und diente Heimatvertriebenen als Unterkunft.

1945 bis heute

Im alten Umfang konnte die Gilde ihre Tätigkeit erst wieder aufnehmen als am 30. April 1954 das Schießhaus wieder zur Verfügung stand. Bei der Gründung des “Ostalbgaues“ am 10. April 1954 wurde aus den Reihen der Gilde Anton Eberle sen. zum ersten Gauschützenmeister gewählt. Im folgenden Jahr wurde das 2. Gauschießen des Ostalbgaues in Ellwangen abgehalten. In den Jahren des Wiederaufbaus war dieses Schießen ein Höhepunkt im Leben der Gilde, waren doch mehr als 300 Schützen zum Wettkampf angetreten, bei dem Roland Stille aus Ellwangen Gauschützenkönig wurde. Das Schießen fand vom 6. – 4. August 1955 statt.
Die 1200-Jahr-Feier der Stadt Ellwangen im Jahre 1964 war auch bei der Schützengilde ein Höhepunkt in ihren Veranstaltungen. So wurde in der Stadthalle am 4. April der Bezirksschützentag des Bezirkes Mittelschwaben abgehalten. Am 11. und 12. April veranstaltete die Gilde ein Stadt-Jubiläumsschießen für die Schützen des Ostalbgaues und die Bürger der Stadt.

In den Jahren 1966/67 waren Reparaturarbeiten an den Schießanlagen notwendig, bei deren Durchführung die KK-Stände erweitert wurden. Hinzu kam der Neubau von fünf Pistolenständen.
In der Disziplin Sportpistole blieben im Laufe der Jahre die Erfolge nicht aus. So schaffte die Mannschaft der Gilde im Jahre 1983/84 den Aufstieg von der Bezirksklasse in die Landesklasse.

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 1971. Die Schützengilde konnte ihr 550- jähriges Bestehen feiern. Verbunden war damit das Mittelschwäbische Bezirksschießen. Die von der Stadt Ellwangen gestiftete Festscheibe zeigt die Wappen der 17 Städte und Gemeinden in denen Schützenvereine des Bezirks Mittelschwaben bestehen.

Erster und damit Bezirksschützenkönig wurde Alfred Edel aus Oberkochen.
Ein großer sportlicher Erfolg für unseren Schützen Ernst Eiselt war der 1. Platz mit der Luftpistole beim “Großen Preis des Deutschen Schützenbundes“ am 17. September 1971 in München.

1974 erfolgte die Gründung einer Abteilung für das Bogenschießen. Und schon ein Jahr später wurden bei der Bezirksmeisterschaft bei der Jugend im Einzel der 1. Platz und im Mannschaftswettbewerb Schützenklasse der 2. Platz belegt.

Mit der Verleihung der “Sportplakette des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland“ am 22. November 1985, erhielt die Gilde eine hohe Auszeichnung. Sie wurde ihr verliehen für besondere Verdienste in ihrem langjährigen Wirken um die Pflege und Entwicklung des Schießsports.
1993 fand der 41. Bezirkschützentag in Ellwangen statt.

Im Jahre 1996 war ein Zeitraum von 575 Jahren seit der Gründung der Gilde vergangen. Als Auftaktveranstaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten fand im Juni 1996 in den Räumen der Ellwanger Volksbank eine Ausstellung mit historischen Schießscheiben aus vier Jahrhunderten statt.

Regen Zuspruch fand ein Taler-Schießen das aus Anlass der 575-Jahr-Feier veranstaltet wurde.
Es beteiligten sich Schützen aus 21 Vereinen der Region. Der eigentliche Festakt am 15. Juni 1996 im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Ellwangen, war geladenen Gästen und der großen Schützenfamilie mit Landesoberschützenmeister Lothar Wese und Bezirksoberschützenmeister Joachim Fähnle vorbehalten. Mit einem dreitägigen Fest vom 21. bis 23. Juni 1996 mit Zelt auf der Schützenwiese fand das Jubiläumsjahr einen schönen und harmonischen Ausklang.
Mit der 575-Jahr-Feier im Jahre 1996 schließt die Aufzeichnung.

Überschaut man die wechselhafte Geschichte der Schützengilde, so drängt sich die Feststellung auf, dass sie zwar immer der Tradition verbunden war und dies auch heute noch ist. Jedoch hat die Gilde es nie versäumt, sich jeweils neuen Entwicklungen anzupassen, sei es im schießsportlichen wie auch im gesellschaftlichen Bereich.